Die Referierenden an der Generalversammlung (von links): Raphaël Tschanz (Direktor ZHK), Fabian Etter (Co-Präsident swisscleantech), Dr. Karin Lenzlinger (Präsidentin ZHK), Dr. Cyril Brunner (Institute for Atmospheric and Climate Science der ETH Zürich), Romina Schwarz (Leiterin Leistungsauftrag und Nachhaltigkeit bei der Zürcher Kantonalbank), Clemens Wögerbauer (Chief Sustainability Officer von Holcim Region Central Europe West) und Adrian Siegrist (Chief Commercial Officer bei Climeworks). Bild: Evelyne Marty/zVg/Zürcher Handelskammer

Zürich hat das Potenzial zum Netto-Null-Pionier

04 Juli 2025 09:26

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Zürich - Die Zürcher Handelskammer (ZHK) hat sich bei ihrer Generalversammlung auf die Chancen für die Wirtschaft in herausfordernden Zeiten fokussiert. Mit Fachleuten wie Climeworks-CCO Adrian Siegrist wurde diskutiert, welche strategischen Gründe für Investitionen in eine Reduktion der Emissionen sprechen.

(CONNECT) Die Zürcher Handelskammer (ZHK) setzte bei ihrer 152. Generalversammlung ein klares Zeichen für eine innovationsfördernde Standortpolitik. Präsidentin Karin Lenzlinger erklärte: „Die nächsten Jahre entscheiden, ob Zürich sich der Durchschnittlichkeit annähert.“ Um dem gegenzusteuern, sprach sie sich gegen Technologieverbote und für geregelte Beziehungen zur Europäischen Union aus. ZHK-Direktor Raphaël Tschanz zeigte sich besorgt über die Steuerbelastung für Unternehmen im Kanton Zürich. Die ZHK begleite neben diesem Thema insbesondere auch die Wohndebatte in Zürich, so Tschanz. Letztere wird aktuell durch drei Initiativen behandelt. Die ZHK steht dabei mit der Dialogplattform „Fürschi Züri“ für mehr Bauen durch weniger Regulierung.

„Leadership zeigt sich immer dann, wenn es unbequem wird“, sagte Fabian Etter, der als Co-Präsident des Wirtschaftsdachverbands swisscleantech den Schwerpunkt der Veranstaltung moderierte. Das Konzept Netto-Null steht für ein Wirtschaften bei minimalem Ausstoss von Emissionen. Laut dem Hauptreferenten Cyril Brunner habe dies klare wirtschaftliche Vorteile. Der Klimawissenschaftler von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) führte Studien an, wonach Unternehmen hierdurch langfristig wettbewerbsfähiger würden. „China setzt stark auf Solarzellen, Wechselrichter oder auch Batterien“, erklärte er. Dahinter steckten strategische Gründe: China bezwecke Unabhängigkeit in Bezug auf Energie und Rohstoffe. Laut dem Experten ist Klimaneutralität unvermeidbar. Die Schweizer Industrie habe dabei bereits massive Fortschritte erzielt. „Jetzt brauchen wir Personen und Unternehmen mit Mut für Pionierleistungen“, so Brunner.

Adrian Siegrist, COO des ETH-Spin-offs Climeworks, repräsentierte auf dem Podium ein Erfolgsbeispiel aus dem Kanton Zürich. Das auf CO2-Entfernung spezialisierte Unternehmen hat aktuell 162 Millionen Dollar frisches Kapital erhalten. „Damit können wir die Skalierung vorantreiben und die Innovationskraft des Standorts Zürich in die Welt hinaustragen“, erklärte er. Durch die Kombination von Talenten und Finanzplatz seien hier ideale Voraussetzungen für den Aufbau einer Zukunftsindustrie gegeben.

Der Nachhaltigkeitsleiter von Holcim Schweiz, Clemens Wörgerbauer, ging auf Chancen durch neue Geschäftsmodelle ein. Holcim setzt in der Zementproduktion erfolgreich auf den Kreislauf von Ressourcen. Die Vertreterin der Zürcher Kantonalbank, Romina Schwarz, erläuterte, wie Netto-Null in den Unternehmensalltag Eingang finde. „Etwa durch eine Eco-Check-Beratung kann Nachhaltigkeit in Kosteneffizienz und betriebswirtschaftliche Effizienz übersetzt werden“, sagte sie.

Drei neue Mitglieder wurden nach Austritten in den Vorstand gewählt: Der CEO von PwC Schweiz, Gustav Baldinger, der COO und stellvertretende CEO von Julius Bär, Nic Dreckmann, sowie Gianfranco Lot, Chief Underwriting Officer von Swiss Re. ce/yvh

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