Warum Frauen (so) nicht führen wollen
27 März 2024 15:25
Partner
Eines vorneweg: In den meisten Unternehmen sind Frauen gleichberechtigt unterwegs. Sie haben (hoffentlich) den gleichen Lohn wie ihre männlichen Berufskollegen. Sind in Talent-Pipelines, haben Mentorinnen und Mentoren sowie gute Karrierechancen, weil – ich erwähnte es bereits – Frauen im Management mehr als gerngesehen sind. Kurzum: Im 2024 steht uns Frauen eigentlich nichts im Berufswege – bis wir Mutter werden. Dann nimmt unser Career Lifecycle eine andere Abbiegung als der unserer Partner.
Es ist nämlich noch immer so, dass Frauen Mutterschaftsurlaub nehmen und Väter auch. Weil das Baby mit 3,5 Monaten, also nach den 14,5 Wochen Mutterschaftsurlaub doch aber noch sooo klein ist, verlängern viele Frauen. Soweit so gut. Viele Unternehmen geben ihren Angestellten hierfür auch unbezahlten Urlaub. Ist der vorbei, ist es mit der Vereinbarkeit oftmals ebenfalls vorbei: Der Mann arbeitet nach seinen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub eh wieder Vollzeit. Und wir Frauen versuchen, das alles irgendwie zu schaukeln mit Familie und Beruf. Mit unseren Ambitionen, welche wir nicht im Gebärsaal gelassen haben und den Erwartungen der Gesellschaft, der Schwiegermutter, des Chefs.
Vollzeit und Präsenz – die Voraussetzungen einer typisch schweizerischen Karriere
Der Chef, respektive das Unternehmen fordert Vollzeit und physische Präsenz. Wer nicht mindestens 80 Prozent arbeitet, wird nicht befördert. Laut aktuellem Gender Intelligence Report arbeiten lediglich 4 Prozent aller 2022 beförderten Frauen oder Männer unter 80 Prozent. Das bedeutet nichts anderes, als dass alle Teilzeit arbeitenden Mütter (also fast alle Mütter) nicht befördert werden. Eben weil sie Teilzeit arbeiten.
Teilzeitkarrieren-Förderung, kennsch?
Jetzt ist es aber so, dass wir einen Fachkräftemangel haben. Dem könnten wir entgegenwirken, würden wir das Augenmerk auf die Hälfte der Belegschaft richten, die in Teilzeit befördert und gefördert werden könnte. Also auf viele Frauen. Also auf viele Mütter. Würden Unternehmen keine 100-Prozent-Pensen als Voraussetzung für eine Karriere verlangen, hätte die Schweiz gar hunderttausende sogenannte Vollzeitäquivalente (FTEs) mehr zur Verfügung, als bis jetzt augeschöpft wird.
„Sie wollen halt nicht, die Frauen!“
Obschon die hiesigen Talent-Pipelines bestückt sind mit vielen Frauen, fallen diese in den Unternehmen weg, wenn sie Kinder bekommen. Oftmals ist ab da an ein Weiterkommen im Unternehmen nicht mehr zu denken. Positionen mit bizzeli Macht und Einfluss? Bleiben in Männerhand. Was auch bleibt: Der Ruf nach mehr Frauen im Management. „Sie wollen halt nicht!“, sagt man dann ganz oben. „An uns liegts nicht.“
Frauen wollen schon. Nur nicht so.
Es gibt einen Faktor, der sicherlich ein Game Changer ist: Mehr Offenheit in Sachen „neue Karrieren“. Sprich: Teilzeitkarrieren. Wir reden hier von wahrer Work Life Integration, von Lifecycle-Modellen, Trust-based-Leadership und natürlich auch von New Work.
Adieu, Don Draper.
Während sich der Arbeitsmarkt rasant verändert, stecken einige Unternehmen mit konservativen Werten und Strukturen in den 50ern fest. Sie wirken wie Don Draper, der sich 2024 zurechtzufinden versucht.
Jüngere Generationen (ja, auch Männer und nein, nicht nur Eltern) sind jedoch nicht mehr bereit, Vollzeit zu arbeiten. Ob wir das nun gut finden oder nicht. Sie wollen auch nicht mehr nach dem herkömmlichen Modell leben und arbeiten, sondern verlangen nach Egalität – nach gleichberechtigten Beziehungen, gleichberechtigten Strukturen am Arbeitsplatz. Für Unternehmen sind deshalb entsprechende Massnahmen echte Game Changer.
Diana Wick ist Unternehmerin und Co-Gründerin von Tadah – dem ersten Schweizer Coworking Space mit Kinderbetreuung in Zürich, einer Unternehmens-Kita bei der Swiss Re, einem Elternmagazin, einer Unternehmensberatung zum Thema Vereinbarkeit und Keynotes – dies alles zahlt ein in die Mission von Tadah, die Schweiz vereinbarkeitsfreundlicher zu machen.