Universität Zürich veröffentlicht Studie über Desinformation

07 Januar 2025 10:14

Partner

Innovation Zürich

Zürich - Zwei Forschende der Universität Zürich nehmen die Gefahr von Desinformation in digitalen Medien in den Blick. Ihre interdisziplinäre Studie untersucht mögliche Auswirkungen auf die Demokratie und die politische Willensbildung sowie vorbeugende Massnahmen.

(CONNECT) Der Medienwissenschaftler Mark Eisenegger und Rechtswissenschaftler Florent Thouvenin von der Universität Zürich (UZH) raten, das Problem der Desinformation ernst zu nehmen, auch wenn es in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern noch nicht so ausgeprägt sei. In einer Studie haben sie Vorschläge erarbeitet, wie sich gegen Falschinformationen vorbeugen lässt.

Die Mehrheit der Schweizer identifiziert sich laut einer Medienmitteilung zur Studie nach wie vor mit traditionellen Medien und vertraut den Mitteilungen der Behörden. Die Skepsis gegenüber Inhalten auf sozialen Medien, Messengerdiensten und Alternativmedien sei generell hoch, zurückführbar sei diese Resilienz auf die Kleinräumigkeit in der Schweiz.

Allerdings hätten Ereignisse wie die Corona-Pandemie, US-Wahlen, russische Kriegspropaganda und die vermehrte Erzeugung von Text, Bild und Ton gezeigt, wie schnell sich Falschinformationen verbreiten können. Dies habe dazu geführt, dass fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer Desinformation als grosses Problem wahrnimmt. Speziell in der Schweiz könne Desinformation „potenziell grossen Schaden“ anrichten. Das direktdemokratische System sei angewiesen auf Faktentreue, Transparenz und Fairness. 

Medienwissenschaftler Eisenegger, Direktor am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft, weist auf die Gefahr eines Vertrauensverlustes in eine gemeinsame Faktenbasis hin. Nicht Desinformation sei das grösste Problem, sondern dass immer weniger Menschen „akkurate Informationen konsumieren“. „Deshalb müssen nicht nur digitale Medien in den Blick genommen werden, sondern es brauche guten Informationsjournalismus.“

Das Konzept der Forscher sieht neben rechtlichen staatlichen Vorgaben eine neue Form der Aufklärung vor, etwa über einen „Governance-Mix“, der verschiedene Massnahmen bündelt. Der Rechtswissenschaftler sieht zudem eine Chance in KI-generierten Inhalten und Bots. Sie könnten zu einem verstärkten Wunsch nach vertrauenswürdigen Nachrichtenquellen führen. Entscheidend ist laut dem Juristen, ob und wie die traditionellen Medien diese Chance nutzen werden. ce/heg

Meinungen

Ältere Ausgaben