Der neueste Bericht der Innovation-Sandbox zeigt das grosse Potenzial von KI in der medizinischen Dokumentation auf, betont aber zugleich die Notwendigkeit klarer rechtlicher Grundlagen, Datenschutz und Regulierung. Bild: zVg/Innovation Zürich

KI-Sandbox analysiert Potenzial von KI bei Medizinberichten

14 August 2025 10:13

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Innovation Zürich

Zürich - Das beim Kanton Zürich angesiedelte Projektteam der Innovation-Sandbox für Künstliche Intelligenz (KI) hat in seinem neuesten Bericht den Einsatz von KI in der medizinischen Dokumentation untersucht. In Kooperation mit Fachleuten unter der Leitung von Stephanie Volz ging es insbesondere um die regulative Abgrenzung von Anwendungen zu Medizinprodukten.

(CONNECT) Der neueste Bericht der Innovation-Sandbox für KI konstatiert, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen grosses Potenzial birgt, besonders auch bei der Erstellung von Medizinberichten. Er trägt den Titel „KI in der medizinischen Dokumentation“. Entsprechend bilanziert Programmleiter Raphael von Thiessen: „Die Nutzung von KI-basierten Tools zur medizinischen Dokumentation nimmt rasant zu.“ Doch gelte es gleichzeitig, den Datenschutz, das Berufsgeheimnis und die regulatorischen Anforderungen an Medizinprodukte strikt einzuhalten.

In diesem Umfeld soll der Bericht gemeinsame Grundlagen für sämtliche Akteure im Gesundheitswesen schaffen und die Rechtssicherheit erhöhen. So gilt etwa KI-Software, die Medizinberichte nur transkribiert, nicht als Medizinprodukt. Eine solche Einstufung samt strenger Regulierung könnte aber nötig sein, sobald sie klinische Informationen zusammenfasst, priorisiert, interpretiert, diagnostisch relevante Aussagen generiert oder Therapieempfehlungen unterstützt. Zudem, so Stephanie Volz von der Universität Zürich, „ist die rechtssichere Anonymisierung von Medizinberichten praktisch kaum umsetzbar“.

Mit dem Center for Information Technology, Society, and Law, dessen Geschäftsführerin Volz ist, arbeitete das Projektteam an den rechtlichen Grundlagen für diesen spezifischen Anwendungsfall für KI. Als Fallbeispiel diente das Unternehmen MPAssist, das im Sommer 2024 bei der Sandbox ein Projekt eingereicht hatte. MPAssist aus Risch ZG bietet KI-Lösungen für das medizinische Berichtswesen an. Die Inhalte des vorliegenden Reports wurden basierend auf diesem konkreten Fallbeispiel erarbeitet. Zusätzlich wurden verschiedene Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in den Prozess einbezogen.

Unter den 13 Empfehlungen und Best Practices am Schluss des umfassenden Berichts findet sich der Rat an KI-Anbieter, mit einer spezialisierten Beratungsstelle vor dem Markteintritt einen konkreten, schriftlich begründeten Vorschlag zur Einordnung der KI-Lösung als Medizinprodukt oder Nicht-Medizinprodukt zu erarbeiten. Zudem seien Transparenz durch technische Dokumentation der verwendeten Grossen Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) sowie Nachvollziehbarkeit und Vertrauen durch menschliche Kontrolle wesentlich. Darüber hinaus könne der Ansatz der FDA in der Schweiz als Vorbild dienen: Die US-Zulassungsbehörde verlangt, dass Medizinproduktsoftware nach dem Inverkehrbringen kontinuierlich weiterlernt und sich verändert. ce/mm

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