Forschende nutzen erstmals Terbium-Wirkstoff gegen Lymphdrüsenkrebs
03 Juni 2025 12:39
Partner
(CONNECT) Wissenschaftler vom Zentrum für radiopharmazeutische Wissenschaften im Zentrum für Life Sciences am Paul Scherrer Institut (PSI) entwickeln eine neue Krebstherapie, die bei Lymphdrüsenkrebs eingesetzt werden soll. Ein Team um Martin Béhé und Elisa Rioja-Blanco setzt zusammen mit Forschenden des Inselspitals-Universitätsspitals Bern erstmals das radioaktive Terbium-161 gezielt zur Behandlung diese Krebsart, an der laut einer Medienmitteilung zur kürzlich veröffentlichten Studie schweizweit pro Jahr 2000 Menschen erkranken.
Hierfür wurde laut Mitteilung die radioaktive Substanz an einen Antikörper gekoppelt und in das Blut der Betroffenen gespritzt. Dabei habe der Antikörper an den CD30-Rezeptor angedockt. Diese Struktur im Körper sei in Lymphdrüsenkrebstumorzellen bei jedem dritten Betroffenen feststellbar. Für sie biete sich die neue Therapieform an.
„So wird das radioaktive Terbium direkt an den Ort des Tumorgeschehens gebracht, um dort mit seiner radioaktiven Strahlung Krebszellen zu töten“, wird Martin Béhé zitiert. Den Wirkstoff haben die PSI-Forschenden im Labor selbst hergestellt. Bei Versuchen an drei Krebszellarten, die CD30-Rezeptoren bilden, konnten doppelt bis 43-mal so viele Zellen im Vergleich mit dem analogen Wirkstoff Lutetium-177 abgetötet werden. Als Grund vermuten die Forschenden, dass der Terbium-Wirkstoff schwerere Schäden an der Krebszell-DNA verursacht, die diese nicht selbst reparieren kann. Tests an Mäusen hätten die hohe Wirksamkeit bestätigt: Demnach lebten die mit Terbium-161 behandelten Tiere im Schnitt doppelt so lang wie ihre Artgenossen, denen ein Lutetium-177-Wirkstoff gespritzt wurde. Einige der Mäuse waren nach der Behandlung sogar komplett krebsfrei, heisst es.
„Unsere Ergebnisse liefern gute Hinweise darauf, dass sich der Wirkstoff auch im Menschen als wirksames Mittel gegen Lymphome erweisen könnte“, sagt Elisa Rioja-Blanco. Ob die Vermutung stimmt, sollen klinische Studien zeigen. ce/heg