Alessia Schrepfer fordert Kulturwandel im Gesundheitssystem

07 März 2025 10:43

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VFU

Schönenberg TG/Basel - Die Pflegeexpertin und Gründerin Alessia Schrepfer kritisiert, das Schweizer Gesundheitssystem setze auf Reaktion statt Prävention. Statt Probleme wie bisher symptomatisch zu behandeln, stellt sie Ansätze für einen Kulturwandel vor.

(CONNECT) Das Schweizer Gesundheitssystem hat laut Alessia Schrepfer mit einer Mengen- und Kostenexplosion zu kämpfen, doch das bestehende Silodenken verhindert nachhaltige Lösungen. Alessia Schrepfer ist 2024 vom Swiss Economic Forum als Young Entrepreneur of the Year ausgezeichnet worden. Die Gründerin des Start-ups WeNurse in Schönenberg an der Thur TG hat einen Freelance-Pool für den Gesundheits- und Pflegebereich entwickelt. Nun mahnt die Fachfrau in einem Gastbeitrag auf der Online-Plattform Medinside einen Kulturwandel an, um die aktuellen Probleme anzugehen. Sie stellt Ansätze vor, die ihrer Ansicht nach das System vor dem Kollaps bewahren könnten.

Dabei setzt sie einen Schwerpunkt auf Fehlanreize. „Ein grundlegendes Problem ist, dass unser Tarifsystem extrem reaktiv statt präventiv ist“, betont Schrepfer. Präventionsmassnahmen seien häufig nicht kostendeckend und mit Mehraufwand verbunden – anders als die Arbeit nach Tarifsystem mit einem Fokus auf Reaktion.

Ein Diabetologe hat laut Schrepfer weniger Anreize, einen Patienten zu einem neuen Lebensstil zu bewegen, als auf eine langfristige Insulin-Behandlung zu setzen. Diese Praxis ziehe auch weitere Probleme nach sich: Es stiege für den Patienten die Wahrscheinlichkeit weiterer Krankheiten, für das Gesundheitssystem der Aufwand. Und auch in Pflegeheimen komme Prävention zu kurz, da für mobile Menschen weniger Mittel als für körperlich Pflegebedürftige zur Verfügung ständen.

Schrepfer macht massgeblich das Silodenken für den Systemdruck verantwortlich. Sie schreibt: „Der Fachkräftemangel könnte deutlich verringert werden, wenn alle entsprechend ihren Kompetenzen eingesetzt würden.“ So würde Verantwortung verteilt und Berufszufriedenheit steigen, doch dafür müssten Hierarchien durchbrochen werden.

Veränderungen sind laut der Expertin ohnehin unausweichlich, sollte bald das Prinzip „ambulant vor stationär“ gelten. Das ist ein Hauptthema der Debatten um die EFAS-Reform zur einheitlichen Finanzierung der Gesundheitsleistungen. In diesem Fall müssten viele Berufsgruppen umdenken und innovativ werden. Als Vorbild führt sie das Swiss Medical Network an, das auf Projektbasis interprofessionelle Kompetenzprofile ins Zentrum stellt. 

Die FutureHealth Basel am 7. April 2025 legt einen Schwerpunkt auf innovative Ansätze fern des Silodenkens für das Schweizer Gesundheitssystem. Die Konferenz bietet eine Plattform für nationale und internationale Fachleute, die etwa neue Finanzierungsmodelle, Effizienz- und Nachhaltigkeitsstrategien diskutieren. Dabei geht es um den Brückenschlag: zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien, aber auch einzelnen Berufsgruppen. Veranstaltet wird die FutureHealth Basel von NZZ Connect, einer Zweigniederlassung der NZZ mit Sitz in Bern. Tickets sind über die FutureHealth-Plattform erhältlich. ce/yvh

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