Wachsen mit System

04 März 2025 09:21

Wer gründet und auf Franchise baut, profitiert laut Veronika Bellone von Anfang an durch einen Vertrauensbonus. Die Franchise-Beraterin sieht das Modell für nahezu alle Branchen als Sprungbrett an. Denn die Sicherheit durch einen starken Partner ermögliche Wachstum, das im Alleingang kaum zu erreichen sei.
von Veronika Bellone

Be-Nice Anti-Mobbing-Coaching für Kinder & Teenager, das fit4school Lern- und Coachingcenter sowie CANTIENICA Körper in Evolution – das sind drei erfolgreiche Schweizer Unternehmen aus unserem Kundenportfolio. Eines haben sie gemeinsam. Ihr Geschäftskonzept, beziehungsweise ihr methodisches Vorgehen, ist jeweils so aufgestellt, dass es über Partner multiplizierbar ist. Als Grundlage dafür nutzen sie „Franchise Thinking“, ein von uns entwickeltes Vorgehen, das zu einem hohen Standardisierungsgrad erfolgsentscheidender Faktoren und Prozesse führt.

Diese drei Geschäftskonzepte sind in bester Gesellschaft, denn es gibt rund 350 in- und ausländische Marken in der Schweiz, die nach diesem Prinzip wachsen und Existenzgründerinnen und -gründern eine berufliche Selbstständigkeit oder ein zweites Standbein bieten.


Multitalent Franchising

Meist wird Franchising mit der Systemgastronomie assoziiert. Franchisesysteme lassen sich jedoch in nahezu allen Branchen verorten, wie im Handwerk, in der Immobilienvermittlung, in der Event-Organisation, im Technologie- und Industrie-Business sowie in der Pflege, Kunst und Kultur. Selbst Nichtregierungsorganisationen (NGOs) nutzen Franchising als Wachstumsstrategie zur Marktdurchdringung und Internationalisierung.

Die Intensität der Zusammenarbeit von Systemgebenden und ihren Franchisenehmenden hängt dabei von vielen Faktoren ab. Im Zentrum steht das Qualitätsversprechen der Systemgebenden. Darüber hinaus definieren sie, welche Prozesse, Standards und vertrauensbildenden Massnahmen eingehalten werden müssen, um ein erfolgreiches Dienstleistungs- oder Produktangebot im Markt zu platzieren. Das gilt sowohl in den Bereichen Business-to-Business (B2B) wie auch Business-to-Consumer (B2C).

Im B2B-Bereich werden häufig Lizenzen für die Nutzung von speziellen Know-how-Lösungen oder Infrastrukturen vergeben. Diese beinhalten Vorteile, die man als Einzelunternehmung nicht oder nur mit grossem finanziellen wie zeitlichen Aufwand bekäme.  

Ein interessantes Beispiel aus unserem Einsatz beim Crash-Kurs Franchising von Swiss Distribution, dem Verband für partnerschaftliche Kooperationssysteme, bietet das in mehr als 50 Ländern präsente, schweizerische BBR Network. Die international agierenden Franchise- und Lizenznehmer sind allesamt unabhängige lokale Ingenieurbauunternehmen. Die Partnerunternehmen erhalten Zugang zu aktuellen technischen Erkenntnissen und Ressourcen, zu Projektunterstützung und einem weltweiten Wissensaustausch.


Einsteigen und mitmachen

Richtet sich das Franchiseangebot an Existenzgründerinnen und -gründer, wird in der Regel ein betriebsfertiges Geschäftskonzept gegen Entgelt bereitgehalten. Das birgt für diejenigen, die sich beruflich selbstständig machen, grundsätzliche Vorteile. Erfahrungswissen im Aufbau, in der Betriebsführung und der Vermarktung kann mit grossem zeitlichem Vorteil, quasi per sofort, erworben werden.

Neben dem zeitlichen Vorsprung gegenüber einer Einzelgründung ist die finanzielle Einschätzbarkeit des Konzeptes von Vorteil. Ebenso die fortlaufende Unterstützung sowie die Einbindung in eine Wissens- und Handlungs-Community.

Ein weiteres grosses Plus bildet die eingeführte Marke, die von den Franchisenehmenden per Lizenz genutzt werden darf. Sie erzeugt „aus dem Stand“ einen wichtigen Vertrauensbonus, den sich Existenzgründerinnen und -gründer sonst erst über längere Zeit erarbeiten müssen.

Bei dieci werden die Pizza-Kurier-Standorte von der Zentrale fixfertig eingerichtet und an die Franchisepartner übergeben. Zur Qualitätssicherung wird auch ein Grossteil der Warenbeschaffung über das Tochterunternehmen dieci Natura organisiert. Andere Franchisesysteme planen und begleiten ihre Franchisepartner beim Auf- oder Umbau eines Standortes, um die optimale Betriebsgrösse gemäss Wirtschaftlichkeitsberechnung und Corporate Identity sicherzustellen. Das Partnermarketing, bestehend aus Rekrutierung, Onboarding, Support und Trennung, komplettiert das Leistungsangebot.   


Wachstumspotenziale entdecken

Wie können Sie „Franchise Thinking“ anwenden? Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten.

  1. Überprüfen Sie Ihr Geschäftskonzept im Sinne des „Franchise Thinking“.
    Ergebnis: Sie erhalten, durch eine bessere Fokussierung auf Ihre einzigartigen Wettbewerbsvorteile sowie eine höhere Standardisierung Ihrer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse, eine optimierte Wachstumspositionierung Ihres Unternehmens.
     
  2. Lassen Sie Ihr Geschäftskonzept auf lizenzierbare Verfahren, Methoden, Prozesse analysieren.
    Ergebnis: Sie erhalten ein definiertes Lizenzkonzept, mit dem Sie über Lizenzpartnerschaften national wie international wachsen können.
     
  3. Um als Franchisesystem zu wachsen, ist das gesamte Unternehmenskonzept auf Franchisefähigkeit zu überprüfen.
    Ergebnis: Sie erhalten ein standardisiertes, multiplizierbares Geschäftskonzept. Damit besteht die Möglichkeit, über Existenzgründerinnen und -gründer als Franchisepartner zu expandieren, wie auch via Unternehmen, die ein zweites Standbein suchen. Darüber hinaus können neben regionalen Partnerschaften, Masterkooperationen oder Area Development Partner akquiriert werden, die die Länder- und/oder Regionenrechte erwerben.


Prof. Veronika Bellone  ist seit 1986 im Franchise-Business tätig. Sie startete als Franchisemanagerin bei der Cosy-Waschanlagen GmbH in Berlin. 1991 gründete sie ihre eigene Franchiseberatung in der Schweiz. Zu ihren Referenzkunden zählen unter anderem ACCOR, Bionic Sportstudios, Rüegg Cheminée Schweiz, Schweizer Post, SPAR oder auch Valora. Veronika Bellone ist zudem Initiantin des Greenfranchising und Jurymitglied für die Vergabe des Nachhaltigkeitspreises des Deutschen Franchiseverbandes, Referentin beim Verband Swiss Distribution, Professorin für Marketing an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Autorin diverser Fach- und Sachbücher.

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