Rivalität zwischen Amerika und China prägt Elektronikbranche

05 Dezember 2024 12:37

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Paris/Zürich - Die Rivalität zwischen Amerika und China prägt die Zukunft der globalen Elektronikbranche. Volkswirtschaften wie Europa und Japan, die nicht autark sein können, müssen sich Verbündete suchen, zeigt eine Studie von Coface. Sie sollten sich auf neue Zukunftstechnologien konzentrieren.

Die Weltwirtschaft ist auf Elektronik angewiesen. Doch die Zeiten sind vorbei, in der die Elektronikbranche von einer nahtlosen internationalen Arbeitsteilung ausgehen konnte. Das zeigt die Studie „Tech wars: US-China rivalry for electronics out to 2035” des global agierenden Kreditversicherers und Risikomanagers Coface, der Schweizer Unternehmen seit 1995 bei ihrer internationalen Entwicklung unterstützt. Die Rivalität der beiden Schwergewichte Amerika und China dürfte die Elektronikbranche in den nächsten Jahren prägen.

Sowohl Amerika als auch China haben dabei viel zu verlieren. Während Amerika einen Teil der Produktion vor allem an China verloren hat, sieht es bei der Wertschöpfung anders aus: Zwischen 2014 und 2023 betrug der Anteil amerikanischer Unternehmen an den Einnahmen der 350 wichtigsten börsennotierten Elektronikfirmen 35 Prozent. Ihr Anteil an den Gewinnen dagegen erreichte 54 Prozent.

China konnte im gleichen Zeitraum zwar erhebliche Fortschritte in der Elektronikherstellung machen. Sein Anteil an den globalen Elektronikexporten erreichte 2022 bereits 42 Prozent. Sein Anteil an der globalen Wertschöpfung der Branche lag dagegen nur bei 29 Prozent. China stelle keine ernsthafte Gefahr für die globale Führungsstellung der amerikanischen Elektronikbranche dar, so die Autoren der Studie.

Der Handelskrieg gegen China, von Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtsperiode ausgelöst und seinem Nachfolger Joe Biden faktisch fortgesetzt, hat am Kräfteverhältnis zwischen den beiden Rivalen wenig geändert. Zwar sind die Elektronikimporte Amerikas aus China gesunken, dafür aber die aus anderen Ländern gestiegen. Das Defizit der USA im Elektronikhandel hat sogar zugenommen. China wiederum konnte seine Verluste in Amerika durch Gewinne in anderen Ländern ausgleichen und seine Hersteller den technologischen Vorsprung Amerikas sogar verringern.

Anderen Volkswirtschaften wie Japan, Taiwan, Südkorea und Europa bleibt angesichts dieser Rivalität meist nur die Zuschauerrolle. Sie haben keine Chance auf technologische Autarkie und sind daher zu Allianzen mit Partnern gezwungen – vorzugsweise mit Amerika. Namentlich für Europa ist es zu spät, eine Aufholjagd etwa bei den Halbleitern zu starten. Es sollte sich daher auf mögliche neue Zukunftstechnologien konzentrieren.

Die Autoren der Studie erinnern denn auch daran, dass in den 80er-Jahren Japan einen scheinbar uneinholbaren Vorsprung in der Konsumelektronik hatte. Doch dann brachen erst Personalcomputer und dann Mobiltelefone den Markt auf. Bis zum nächsten Umbruch sind kleinere Volkswirtschaften freilich auf ihre Fähigkeit angewiesen, Abhängigkeiten aktiv zu verwalten sowie wirtschaftlichem und geopolitischem Druck standzuhalten. ce/stk

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