Cold-Hubs bieten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Nigeria Zugang zu Kühlung als Dienstleistung. Bild: zVg/BASE

Energieeffizienz innovativ finanzieren

02 März 2022 13:18

Die Energiewende ist nur mit einer Steigerung der Energieeffizienz zu schaffen. Doch die nötigen Investitionen sind hoch, der Ertrag fällt erst in der Zukunft an. Das Finanzierungsmodell von BASE bietet auch für KMUs eine Lösung, schreibt Alain Schilli.
von Alain Schilli

Wer kennt nicht diese Herausforderung: Als KMU-Inhaber stehen Sie vor Erneuerungsinvestitionen der Klimaanlage oder des Druckluftsystems. Die Investition in eine Best-in-Class Technologie ist jedoch teurer als eine konventionelle Anlage. Das Leistungsversprechen des Technologielieferanten und die zu erzielenden Kosteneinsparungen stehen im Raum. Fehlende Garantiezusagen oder mangelndes Vertrauen in die Technologie stellen Barrieren dar. 

So stellt die Kühlung eine der grossen Herausforderungen bei der Energiewende dar. Weltweit gehen 10 Prozent des Stromverbrauchs auf Kühlgeräte und AC-Systeme zurück. Ein Grund für den hohen Energiebedarf liegt im Einsatz von veralteten, wenig effizienten Technologien. Modernste Kühltechnologien sind deutlich klima- und ozonfreundlicher, jedoch sind die Anfangsinvestitionskosten höher.

Um die Finanzierung solcher Best-in-Class Anlagen zu mobilisieren und gleichzeitig deren wirtschaftliche Risiken zu reduzieren, hat die Stiftung BASE mit der Unterstützung von internationalen Partnern die Initiative Cooling-as-a-Service (CaaS) ins Leben gerufen.

Ein Vorteil für die Kunden ist das Geschäftsmodell von CaaS: Sie bezahlen nur die genutzte Kühlleistung. Der AC-Technologieanbieter oder ein eigens dafür gegründetes Unternehmen ist Eigentümer der Anlage und nimmt den gesamten Betrieb und Unterhalt wahr. Bei Bedarf werden Finanzinstitute eingebunden und bieten Finanzkapazitäten etwa mit einer Sale-Lease-Back-Lösung an.

Ein weiterer Vorteil entsteht beim Anlagenbesitzer und CaaS-Anbieter: Dank dem ökonomischen Anreiz zur Kreislaufwirtschaft benötigen diese Anlagen beispielsweise weniger Material pro Nutzeneinheit, sind langlebiger und haben keine Schadstoffe, das heisst sie setzen das Cradle-to-Cradle-Prinzip um.

Ein Beispiel dafür ist das Elpro Business Center mit Schule in Pune, für welches der Industriepartner Kaer die Kühlung als Serviceleistung liefert. Er übernimmt die gesamte Finanzierung und Betrieb der Anlage.

Ein anderes Beispiel sind sogenannte Cold-Hubs, dezentrale Off-Grid-Kühlräume für Nahrungsmittel oder Lagerung von Vakzinen. Solche Cold-Hubs werden zurzeit in Nigeria eingeführt, Kleinbauern erhalten über eine App Zugang zu diesen Kühleinrichtungen.

Mittlerweile hat sich Caas für AC- und Kühlsysteme für Infrastrukturanlagen zu einer globalen Allianz aus 65 Firmen und Organisationen auf vier Kontinenten gemausert. Darunter sind Industriepartner wie Kaer, ABB, JohnsonControls oder Belimo. 18 Firmen nutzen CaaS in ihrem Betrieb.

Solche adaptierten Finanzmechanismen bieten sowohl für die Privatwirtschaft als auch für die öffentliche Hand Chancen. Kerngeschäfte der Finanzinstitute lassen sich unternehmerisch mit ihren Ambitionen für Net-Zero und Grünen Anlagen kombinieren. KMUs, Privathaushalte wie auch Gemeinden können als Kunde vermehrt solche Lösungen bei Technologieanbietern oder Stadtwerken nachfragen.

 

Alain Schilli, Umweltökonom und Biologe, ist Inhaber von Magnefico GmbH und Mitgründer von Shift Switzerland als Teil von Circular Economy Switzerland. Er ist als Unternehmer, Start-up-Mentor und Advisor tätig, mit Fokus auf internationale Unternehmensentwicklung, Impact Reporting, naturinspirierte Innovation, Sustainable und Carbon Finance, dies in Sektoren wie Energie, Chemie, Landwirtschaft und Rohstoffe. Mit der Stiftung BASE arbeitet er seit der Gründung vor 20 Jahren.

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