Chinas Immobilienmarkt leidet weiter unter Überangebot
07 Februar 2025 11:38
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(CONNECT) Analysten des global agierenden Kreditversicherers und Risikomanagers Coface geben trotz aktueller Entwicklungen keine Entwarnung für die Immobilienbranche in China. Am 9. Januar hatte Country Garden Holdings (CG) einen Restrukturierungsplan für seine Auslandsschulden in Höhe von 11,6 Milliarden Dollar vorgelegt. Der chinesische Immobilienentwickler, der Ende 2023 die Bedienung seiner Schulden eingestellt hat, bietet seinen Gläubigern verschiedene Varianten einer Umschuldung an, von der Umwandlung in Bargeld mit einem Abschlag von 90 Prozent bis zu neuen Schulden mit einer längeren Laufzeit.
Der am 14. Januar veröffentlichte Bericht für das erste Halbjahr 2024 wies zudem einen Verlust von nur noch 12,8 Milliarden Renminbi (1,62 Milliarden Franken) aus, ein Viertel der Verluste des Vorjahreszeitraums. Das Oberste Gericht Hongkongs verschob daraufhin die Anhörung zu einer Liquidierung des Unternehmens zum dritten Mal, nun auf den 26. Mai. Der Handel der CG-Aktien wurde an der Börse von Hongkong wieder aufgenommen.
Der angeschlagene Immobilienentwickler kann nach Einschätzung von Experten des global agierenden Kreditversicherers und Risikomanagers mit Hauptsitz in Paris die Zeit nutzen, um seine Verschuldung mit Immobilienverkäufen zu entspannen. Dazu trägt bei, dass das Politbüro der regierenden Kommunistischen Partei im September zu einer Stabilisierung des Immobilienmarktes aufgerufen hat. In der Folge haben die Immobilienverkäufe im Land zugelegt, wenn auch auf niedrigem Niveau.
Die Ökonomen von Coface geben jedoch zu bedenken, dass Immobilienverkäufe im ganzen Land 2024 nur ein Sechstel der im Bau befindlichen Immobilien ausmachten. Der zunehmende Bestand drückt auf die Immobilienpreise, die seit Mitte 2023 stetig gesunken sind. Die vorsichtige Erholung des Marktes konzentriert sich auf die grossen Städte. Die Städte in der zweiten Reihe dürfen wohl erst später aufatmen – und vor allem dort ist CG engagiert.
Zudem dürfe die Rolle der Regierung nicht überschätzt werden, so die Experten. Zwar hat die Zentralbank im Mai 2024 eine Refinanzierungslinie von 300 Milliarden Renminbi für Immobilienkredite eröffnet. Doch dies macht nur rund ein Zehntel des Immobilienbestandes aus. Ausserdem liegen die Zinsen unter den Renditen von Wohnimmobilien.
Der Anteil des Immobiliensektors in der Gesamtwirtschaft ist unterdessen gesunken. Betrug er 2020 noch 14,5 Prozent, so lag er 2024 bei 12,9 Prozent. Landverkäufe lagen 2024 um 60 Prozent niedriger als 2021. Damit dürfte die Schwäche des Immobilienmarktes noch länger anhalten.
Coface unterstützt Schweizer Unternehmen seit 1995 bei ihrer internationalen Entwicklung und betreibt Standorte in Zürich und Lausanne. ce/stk