Es braucht eine Kommunikations-Infrastruktur für die Schweizer Wirtschaft
17 Juni 2024 15:09
Firmen und Haushalte sind auf eine stabile Grundversorgung angewiesen. Bei Ausfall von Strom, Wasser oder dem Telekomnetz wird sofort reagiert - weil nicht mehr produziert, gekocht, im Internet gesurft oder telefoniert werden kann. Betroffene melden sich bei der Gemeinde, beim Stromanbieter, Spezialistenteams rücken notfallmässig aus. Auch unterbrochene Bahngeleise und Strassenachsen werden innert Tagen bis Monaten repariert. Beim schweren Güterzugunfall im Gotthardtunnel dauert es etwas länger. Aber schnell war klar: “Wir investieren in die Wiederherstellung”.
Die Grundversorgung im Post- und Gesundheitswesen oder bei der SRG wird bereits kontroverser diskutiert. Gerade in finanziell herausfordernden Zeiten entstehen stark politisch geprägte Debatten. Entscheidungen und damit die Reparatur und Pflege dieser Systeme werden hinausgezögert.
Es erstaunt, dass die Grundversorgung der Schweizer Wirtschaft und Bevölkerung mit Nachrichten zu den Erfolgen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den letzten zwanzig Jahren richtiggehend weggebrochen ist – aber bisher nicht als Ausfall oder gar Katastrophe wahrgenommen wird.
Zwei Risiken sind heute klar erkennbar:
1. Das Grundrauschen und die Feinverteilung von Nachrichten zu den Erfolgen von KMU fehlen.
2. Die nachrichtliche Vernetzung zwischen der KMU-Welt und der Innovations-Welt fehlt.
Das Wort Katastrophe ist daher zwar hart, aber zutreffend. Diese Katastrophe kam nicht mit einem grossen Knall – ohne überschwemmte Strasse, ohne brennenden Strommast. Sie kündigte sich schleichend an: hier eine kleine Mitteilung zum Abbau der Qualität im Journalismus, da zu einer Fusion bei Medientiteln, dort zu einer weiteren Sparrunde. Die grossen Schweizer Medienhäuser stört dies nicht: Ihre Transformation in die digitalen Monopolmodelle kommt gut voran, die Aktionäre sind zufrieden.
Direktes Resultat aus diesem Abbau- und Umbauprozess ist, dass wir heute bei gefühlten 99% der Nachrichten zur Wirtschaft nur noch von Grossfirmen lesen. Dauerschlagzeilen betreffen abgehobene Löhne und Boni, unverständliche Rettungsschirme und Milliardenpakete, steile Aktienkurse und stolze Reichen-Ranglisten. Das prägt unser Bild der Wirtschaft.
Zu den eindrücklichen Leistungen und Erfolgen der KMU – dem Rückgrat der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft – lesen wir bei den grossen Medienhäusern fast nichts mehr. Das ist eine Katastrophe mit Ansage. Warum? Weil in der heutigen Digitalwelt eine einfache Regel gilt: wer nicht sichtbar ist, ist nicht relevant.
Und weil damit 99% der Firmen in der Schweiz – das sind 600’000 Firmen mit 3 Millionen Mitarbeitenden – in der Medienwelt praktisch nicht mehr sichtbar sind. Auch die über 100’000 KMU, welche in den kommenden fünf Jahren einen Nachfolgeprozess zu lösen haben, sind nicht sichtbar.
Wie bei Bahnen, Strassen, Wasser und Strom ist deshalb eine Infrastruktur aufzubauen zur KMU-Kommunikation – privatwirtschaftlich, mit glaubwürdigen journalistischen Nachrichten, transparenten Quellen, dezentraler Feinverteilung und vernetzt in weltweiten Zielmärkten.
Persönlich bin ich überzeugt: Diese nachrichtliche Grundversorgung wird zum neuen Erfolgsfaktor für den stabilen, nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensstandort Schweiz.
Christian Häuselmann ist passionierter Ökonom, Innovator und Serial Entrepreneur. Vision ist das langfristig nachhaltige Handeln von Menschen und Firmen. Er ist u.a. Mitgründer des FLYER Elekrobike (1993), Wirtschaftsverband swisscleantech (2007), der Nachrichtenagentur Café Europe, die auch die Nachrichtenplattform punkt4.info herausgibt, und SHIFT Switzerland / Kreislaufwirtschaft (2010). 2018 hat er die Zukunftsinitiative www.2291.ch lanciert, inspiriert vom Denken für 7 Generationen. #trylongterm