Forschung über Kreislaufwirtschaft sieht globalen Süden nicht
Die Forschung über zirkuläre Systeme muss deren Vorteile und Herausforderungen für den globalen Süden ebenso untersuchen wie sie das für die nördliche Halbkugel längst schon tut. Das fordern Circle Economy, die Internationale Arbeitsorganisation und Solutions for Youth Employment der Weltbank in ihrem gemeinsamen Bericht mit dem Titel „Decent Work in the Circular Economy“. Die Welt müsse mehr darüber erfahren, wie Entwicklungsländer, die dringend auf nachhaltiges Wachstum angewiesen sind, von der Kreislaufwirtschaft der Zukunft profitieren können.
Die Wiederverwendung von Textilien, Altmetall und ausrangierter Elektronik könnte bis zu 8 Millionen Arbeitsplätze schaffen, so die Autorinnen und Autoren. Doch hätten es die Befürworter der Kreislaufwirtschaft versäumt, deren Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens sowie auf „atypische Arbeitnehmende, Frauen, Migranten, Jugendliche und gefährdete Bevölkerungsgruppen" zu untersuchen.
Tatsächlich konzentrieren sich 84 Prozent der Forschungsarbeiten über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft auf den globalen Norden. Und das, obwohl der Grossteil des Recyclings, der Aufarbeitung und der Wiederverwendung von Materialien in Osteuropa, Nordafrika, im Nahen Osten und südlich der Sahara stattfindet. Darüber hinaus fokussieren die meisten Untersuchungen auf „formelle, geregelte Arbeit" und nicht auf jene 73 Prozent der Arbeitnehmenden in Ländern mit niedrigem Einkommen, die informell beschäftigt sind.
„Es ist nicht so sehr das Konzept der Kreislaufwirtschaft, das in diesen Volkswirtschaften eingeführt werden muss", wird Namita Datta, Programmmanagerin bei der Weltbank, in einer Medienmitteilung zitiert. „Vielmehr sollte der Schwerpunkt darauf liegen, die minderwertigen, schlecht bezahlten Arbeitsplätze im informellen Sektor mit gefährlichen Arbeitsbedingungen und Kontakt mit giftigen Stoffen zu bekämpfen, die mit zirkulären Massnahmen wie Abfallmanagement, Recycling, Reparatur und Wiederverwendung verbunden sind." ce/jd