US-Zölle für die Schweiz erzeugen Kritik
04 August 2025 11:50
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(CONNECT) Das Weisse Haus hat zusätzlich zu den bestehenden Zöllen einen zusätzlichen Einfuhrzoll von 39 Prozent Prozent auf Schweizer Waren ab dem 7. August angekündigt. Die Swiss-American Chamber of Commerce (Swiss Amcham), Zürcher Handelskammer (ZHK) und Schweizer Wirtschaftsverbände wie Scienceindustries, Swissmem und Interpharma kritisieren diese Entscheidung und zeigen sich besorgt über die potenziellen Folgen für die Schweizer Wirtschaft.
Laut Swiss Amcham-CEO Dr. Rahul Sahgal sei die Entscheidung, insbesondere angesichts der intensiven Bemühungen der Schweiz auf höchster politischer und diplomatischer Ebene, enttäuschend. Die Regierung und der Privatsektor haben gemeinsam daran gearbeitet, die Position der Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten und gleichzeitig auf die Anliegen der USA im internationalen Handel und bei Investitionen einzugehen. Laut Swiss Amcham werden die Zölle besonders den Industriesektor, und insbesondere Unternehmen mit niedrigen Margen, schaden.
Die ZHK und Scienceindustries weisen ausserdem darauf hin, dass der angekündigte Basissatz von 39 Prozent weit über den Zöllen für Unternehmen aus der EU (15 Prozent) oder dem Vereinigten Königreich (10 Prozent) liegt. Die exportorientierte Schweizer Wirtschaft wird somit mit einem Wettbewerbsnachteil im internationalen Markt sowie einem gedämpften lnvestitionsklima kämpfen müssen.
Während die Trump-Administration signalisierte, dass sie für weitere Gespräche offen bleibe, müsse die Schweizer Regierung nun umgehend handeln und den Dialog fortsetzen um die erhöhten Zölle möglichst zu senken. „Neue Belastungen für Unternehmen müssen tabu sein. Von weiteren Steuern und Abgaben, höheren Lohnnebenkosten oder kostenintensiven Regulierungen ist abzusehen“, ergänzt Raphaël Tschanz, Direktor der ZHK.
Auch Scienceindustries, der Wirtschaftsverband der Schweizer Industrien Chemie Pharma Life Sciences, „ruft die Schweizer Behörden auf, ihre diplomatischen Bemühungen fortzusetzen und mit Nachdruck auf eine Rücknahme oder Milderung der Massnahmen hinzuwirken". Swissmem, Verband für KMU und Grossfirmen der Schweizer Tech-Industrie, sieht „mehrere Zehntausend Stellen in der Schweiz" in Gefahr: „Es braucht nun ein Reformpaket, welches die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft drastisch verbessert. Primär muss der Zugang zu den übrigen Weltmärkten weiter verbessert werden", heisst es in einer Mitteilung. „Wichtig wird sein, dass die Schweiz die Gespräche und Verhandlungen mit den USA nun fortführt, um den generellen Zollsatz abzubauen und Zölle spezifisch für die Pharmaunternehmen zu verhindern", heisst es in einer Mitteilung von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz.
Dabei wird in der Politik bereits über langfristige Konsequenzen diskutiert. FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt etwa forderte, in der Schweiz noch stärker auf die Entwicklung und Verwertung von Schlüsseltechnologien zu setzen „Damit stärken wir unsere geopolitische Relevanz”, veröffentlichte Silberschmidt „was gerade in den stürmischen Zeiten von heute wichtiger denn je ist.“ Silberschmidt ist Finanzexperte, Mitgründer des Gastrounternehmens kaisin. und Teil des Verwaltungsrats verschiedener Unternehmen wie etwa des Logistikexperten Planzer.
Auf der Innovationskonferenz Open-i im November werden Andri Silberschmidt, Proton-Gründer Andy Yen und Sonar-Gründer Oliver Gaudin auf der Bühne diskutieren, was passiert, wenn Innovation, Politik und Unternehmertum aufeinanderprallen. Im Fokus steht die Frage: Wie kann die Schweiz ihre Position im globalen Machtgefüge behaupten – und trotz herausfordernder Rahmenbedingungen verhindern, dass erfolgreiche Unternehmer ins Ausland abwandern?
Open-i versteht sich als Schweizer Innovationsgemeinschaft und Dialogplattform für Wirtschaft und Wissenschaft. Sie bringt akademische und ökonomische Fachleute zusammen und will den Weg ebnen für Kooperationen, die die führende Rolle der Schweiz als innovativen und erfolgreichen Markt sichern. Veranstaltet wird Open-i von NZZ Connect, einer Zweigniederlassung der NZZ mit Sitz in Bern. Die Konferenz findet am 27. November statt, Tickets sind ab sofort erhältlich. ce/nta/yvh
